Wie funktioniert die Energiewende in der Schweiz?

1. Warum eine Energiewende?

  • Förderung von Arbeitsplätzen in der Schweiz da Energie im Inland produziert wird und nicht Öl, Uran oder Gas importiert wird
  • Preisgünstigere Energie, weil z.B. Photovoltaik keinem Monopol unterliegt
  • Wintertourismus und Arbeitsplätze bleiben erhalten
  • Verhindern von zunehmenden Wetterextremen, Überschwemmungen und Dürreperioden
  • Weniger Krisen und Kriege um Öl und Gas, keine Finanzierung von Kriegsparteien wie z.B. dem IS
  • Unabhängigkeit von dubiosen Staaten
  • Weniger Lungenkrankheiten durch Feinstaub und Ozon (In der CH sterben jährlich 450 Personen wegen Dieselabgasen3)
  • Weniger Hungersnöte und Massenvölkerwanderungen durch den Klimawandel
  • Kein Anstieg des Meeresspiegels (bei 1m Anstieg, Überschwemmung von 48% von Holland) (Aktuell steigt das Meer mit 3mm/Jahr)
  • Gletscher bleiben erhalten und speisen die Flüsse und Stauseen kontinuierlich
  • Keine leeren Staudämme, Wasserkraftwerke können weiterhin produzieren
  • Keine Ausbreitung von tropischen Krankheiten wie z.B. Malaria
  • Keine negativen Auswirkungen auf Flora und Fauna, Artensterben

Auswirkungen Klimawandel

2.Was ist der Inhalt der Energiewende?

  • Erneuerbare Energien fördern (Photovoltaik, Windkraft, Biomasse, Wasserkraft, Erdwärme)
  • Energiespeicherung optimieren (Stauseen, Batteriespeicher, Warmwasserspeicher etc.)
  • Verkehr elektrifizieren und umstellen (Elektroauto, Lastwagen, ÖV etc.)
  • Öl, Gas und Stromverbrauch in der Industrie optimieren, Effizienz steigern
  • Öl und Gasheizungen durch Wärmepumpen ersetzen
  • Effizientere Geräte verwenden, Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor auf Elektroantriebe umstellen
  • Energieverbrauch verringern
  • Nutzung von Abwärme

3. Was kann ich konkret machen?

Energieverbrauch Haushalte 2015 Schweiz
Quelle CH Bundesamt für Energie 2015 Prognos I&K

Energieerzeugung umstellen und dabei Geld sparen
Strom via Photovoltaik zu erzeugen ist in der Schweiz die günstigste Variante der Stromerzeugung für Mieter oder EFH Besitzer
(Eine Anlage kostet nach Abzug von Förderung und Steuerabzügen ca. CHF 16'000.-, produziert 13'000kWh/Jahr für 25 Jahre d.h. ca. 5 Rappen pro kWh) .
Die Hausbesitzer sind clever und kaufen keinen teuren Strom sondern produzieren ihn für die Hälfte des Preises selber. In der Mietwohnung kann man sich einen Solartisch beschaffen oder ein Plug&Playkit an den Balkon hängen und damit Strom ab 4 Rp/kWh produzieren.

Heizung und Warmwassererzeugung umstellen und dabei Geld sparen

Eine Ölheizung kostet inkl. Installation ca. 30'000 CHF und verbrennt ca. 2000 Liter Öl pro Jahr. Bei einer Lebensdauer von 20 Jahren kostet das inkl. Tankwartung und Kaminfeger ca. CHF 3300.- pro Jahr.

Eine Wärmepumpe zu installieren kostet ca. CHF 25'000 der Strom pro Jahr kostet, wenn er zur Hälfte selber produziert wird, CHF 5000x12Rp = 600.- d.h. total ca. CHF 1850.- pro Jahr.

Die Installation eines Wärmepumpenboilers kostet CHF 3290.- inkl. Montage. Der Bund fördert dies mit CHF 450.-. D.h. totale Kosten CHF 2840.-, Ersparnis pro Jahr ca. CHF 410.- d.h. nach 7 Jahren ist der neue Boiler amortisiert.

Energieeffizienz verbessern und dabei Geld sparen

Da gibt es unzählige Beispiele, die schönste ist die Glühbirne. Der Strom für eine LED Glühbirne (10W) die täglich 3h brennt kostet CHF 1.65 pro Jahr. Der Strom für eine Halogenlampe kostet CHF 10.- pro Jahr. Die Anschaffungskosten der LED CHF 10.-, die Halogenlampe CHF 3.- Man rechne.....

Ein Elektroauto kaufen und dabei Geld sparen

Ein durchschnittliches Elektroauto braucht ca. 15 kWh pro 100 km. Wenn mann am Tag den Strom für 5 Rappen produziert oder in der Nacht für 11 Rp. einkauft, sind das im Schnitt CHF 1.20 pro 100 Km. Ein Auto das Treibstoff verbrennt braucht ca. 6 Liter für CHF 1.50, d.h CHF 9.- pro 100 Km.
Auf das Jahr gerechnet mit 25'000 Km/J spart man CHF 1950.-, auf die Lebensdauer des Autos von 200'000 km gerechnet 15'600 CHF

4. Wie funktioniert das für die Schweiz?

Die Schweiz hat weltweit wahrscheinlich die besten Voraussetzungen um die Energiewirtschaft auf erneuerbare Energien umzustellen und dabei noch daran zu verdienen.

Dies aus folgenden Gründen:

  • Gute bis sehr gute Sonneneinstrahlung (Im Mittelland erzeugt man ca. 200kWh/m2, in den Bergen 300 kWh/m2 (Sahara 340 kWh/m2))
  • Viel Niederschläge die in einer grossen Höhe von ca. 2000 Meter über Meer gespeichert werden können (500mm bis 2000mm/Jahr)
  • Mit den bestehenden Stauseen eine der grössten Energiespeicher pro Kopf weltweit von aktuell 1061 kWh pro Kopf
  • Gesammtkapazität der Speicherseen in der Schweiz von 8805 GWh1 (=8805'000'000 kWh)
  • Es hat eine summierte Pumpspeicherleistung von 3223 Megawatt (Bestehende oder im Bau befindliche Anlagen)
  • Sehr viele bestehende Flusskraftwerke mit 4594 Megawatt
  • Speicherkraftwerke (Stauseen ohne Pumpen) mit einer Leistung von 8679 Megawatt
  • Fast unendlich Zugriff zu Kapital, das sehr gewinnbringend investiert werden kann (2Weltweit höchstes Vermögen pro Kopf von 545'000 CHF)
  • An wenigen Orten, dafür umso bessere Windverhältnisse für die Windkraft
  • Hoher Waldbestand der extrem gut mit Strassen erschlossen ist (Biomasse)
  • Sehr gute Verfügbarkeit von Fachkräften, sehr gutes Bildungssystem
  • Ein extrem gutes Stromnetz bis in den letzten Weiler, das überdimensioniert ist. (Ausgelegt für Stromhandel mit Ausland)
  • Ein sehr gutes Kommunikationsnetz das via Kabel oder Funk fast jeden Quadratmeter erschliesst
  • Eines der besten öffentlichen Verkehrsnetze weltweit

5: Ist das nicht zu teuer?

Die Schweiz importiert pro Jahr Öl, Gas, Benzin und Uran für ca. 15 Milliarden Franken. Dadurch sind wir vom Ausland abhängig und erpressbar.

Diese nicht erneuerbaren Treibstoffe werden verbrannt und dies kostet sehr viel z.B. um Gebäude zu heizen, Warmwasser zu erzeugen und Autos und Lastwagen zu bewegen. Wenn Sie den Strom selber via Photovoltaik erzeugen und anschliessend mit einer Wärmepumpe in Heizenergie umwandeln und zum Autofahren verwenden ist das günstiger als weiterhin mit Öl zu fahren.

Es braucht einen Ersatz für die Atomkraftwerke die in den nächsten 20 Jahren abgeschaltet werden. Entweder baut man neue QAKW's die für 20 Rappen pro kWh produzieren (Kosten für Bau, Betrieb, Rückbau und Entsorgung der Brennstoffe) oder man baut Windkraftwerke, Photovoltaikanlagen, Biomassekraftwerke und Geothermieanlagen die am Beispiel der Photovoltaik für 5 bis 10 Rappen pro kWh produzieren.

6: Funktioniert das technisch überhaupt?

Die Stadt Basel wird seit Jahren mit 100% erneuerbarem Strom versorgt, die Stromkosten sind minim teurer als in anderen Städten.

7: FAQ / Argumente der Atom/Öllobby

Die Produktion von Solarmodulen braucht mehr Energie als die Module je produzieren
Dieses Gerücht hält sich hartnäckig und wird von gewissen Kreisen immer wieder wiederholt. Fakt ist, dass die Energie die zur Produktion von Solarmodulen benötigt wird (Graue Energie) nach 1-2 Jahren im Betrieb wieder produziert ist. Das heisst ein Solarmodul produziert während der ca. 30 jährigen Gebrauchsdauer ca. 20 mal mehr Energie als die Produktion braucht.

Photovoltaik funktioniert nicht weil die Anlagen in der Nacht gar keinen Strom produzieren
Die Module produzieren in der Nacht wirklich keinen Strom. Bei AKW's ist dies ein Problem, so dass über Jahre unsinnige Elektroheizungen installiert wurden, um den AKW Nachtstrom zu vernichten. Solarstrom hat genau den Vorteil, dass am Tag wenn am meisten verbraucht wird auch am meisten produziert wird. In der Schweiz haben wir den unglaublichen Luxus, dass unsere Stauseeen Strom für 55 Tage ! speichern können (24h/Tag). Diese Stauseen wurden zwar gebaut um den Bandstrom der AKW's in der Nacht "hochzupumpen" sind jetzt aber Gold wert um umgekehrt Photovoltaikstrom für die Nacht (und den Winter) zu speichern. Durch die Photovoltaik wird das Tag/Nacht Problem der AKW's und Flusskraftwerke entschärft.

Photovoltaik funktioniert nicht weil Strom im Sommer produziert wird aber im Winter gebraucht wird
Zurzeit wird ca. 1.92% (2015) der elektrischen Energie in der Schweiz mittels Photovoltaik produziert. Wenn wir 25 mal mehr Solarstrom produzieren wird dies im Sommer die Schweiz fast zu 100% versorgen und im Winter zu ca. 20%. Da wir aber in den Stauseen Energie für 55 Tage speichern können, sind wir in der Schweiz in einer sehr komfortablen Situation. D.h. wir brauchen wirklich noch mehr Speicherkapazität in Form von Stauseen, Wärmespeichern, dezentralen Batterien, chemischen Speichern etc. Zusätzlich gilt es auch noch andere Energiequellen wie z.B. Geothermie anzuzapfen. Dies wird aber erst in 10 oder 20 Jahren ein Thema, bis dann sind z.B. Lithium Batterien 10 mal billiger. (Gemäss Industrieerfahrung wird ein Produkt 20% günstiger wenn das Volumen verdoppelt wird, Solarmodule wurden in den letzten 10 Jahren ca. 10 mal günstiger und gleichzeitig doppelt so effizient)

Solaranlagen sind gut für Afrika aber hier haben wir zuwenig Sonne
Generell spielt es keine Rolle wieviel Einstrahlung wir haben, relevant ist wieviel die produzierte Kilowattstunde kostet, im Vergleich zu anderen Produktionsmethoden. In der Schweiz kostet die kWh Solarstrom aktuell ca. 5 - 10 Rappen, d.h. rund die Hälfte was das Elektrizitätswerk verlangt. (Nebenbei gesagt, dass Solaranlagen in den Bergen fast gleichviel produzieren wie in der Sahara und dies sogar zu einem guten Teil im Winter wenn der Schnee reflektiert)

Solarmodule enthalten Gift und können nicht recycled werden
Auch das ein Gerücht das immer wieder Thema wird. Es gibt wirklich Solarmodule die "Gift" enthalten (Cadmiumtellurid) diese Module sind aber in der Schweiz nicht erhältlich sondern werden nur für Grossanlagen verwendet und können recycled werden. Die Module die in der Schweiz verbaut werden bestehen aus Aluminium, Glas, Silizium (Quarzsand) und einer Kunststoffolie. Ausser der Kuststoffolie die verbrannt wird, kann alles nach dem Betrieb von ca. 30 Jahren recycled werden. Zurzeit werden wenige Solarmodule recycled weil es noch fast keine defekten Module gibt.

Ohne weitere Atomkraftwerke gibt es eine Stromlücke
Dies ist einer der Slogans der Elektrizitätswirtschaft der mit Steuergeldern über Jahre beworben wurde. Anschliessend wurde das Gegenteil behauptet, dass die Solaranlagen das Netz überlasten würden und milliardenschwere Ausbauten nötig würden. Dann ging den Elektrizitätswerken das Geld aus um sinnlose Kampagnen zu finanzieren. Anschliessend wurden 2015/2016 alle grossen Solarfirmen der Schweiz von den Elektrizitätswerken oder anderen Multis aufgekauft. (Helion Solar an Alpiq, Hollinger Solar an IBAarau Elektro AG,Tritec an Energiedienst Holding AG Laufenburg, Solvatec an Fenaco) dies weil wahrscheinlich Photovoltaik nicht funktioniert und keine Zukunft hat.....

Das Stromnetz müsste mit Miliardenkosten erweitert werden um den Solarstrom aufzunehmen
Prinzipiell ist ein Netz überlastet wenn entweder die Leitungen zu warm werden oder die Spannung beim Verbraucher zu hoch oder zu tief ist. Normalerweise ist die zu hohe Spannung bei viel Solarstrom und wenig Verbrauch ein Problem. (z.B. kalter sehr sonniger Sonntag morgen)

Man kann dafür das Netz für viel Geld verstärken, dies ist aber eine dumme Lösung, das macht kein vernünftiger Netzbetreiber. Es gibt viel günstigere und einfachere Lösungen.
- Netzwechselrichter bei hoher Spannung drosseln oder Cos Phi regeln. (Nur Software, Verlust übers Jahr ca. 3%)
- Umschaltbare Transformatoren nachrüsten
- Maximalen Stromdurchsatz je nach Lufttemperatur/Einstrahlung definieren
- Netz durch Kommunikation clever Steuern
- Pufferbatterien installieren um Spitzen zu kappen oder Netz zu stützen

Deutschland hat einen Solarstromanteil von 7.5%, gleichzeitig wurden fast alle AKW abgeschaltet (Von 35 AKW's wurden 27 abgeschaltet, 8 sind noch in Betrieb). Sogar bei der letzten Stromfinsterniss gab es keinen Blackout, was erstaunt.

Referenzen:

1Bundesamt für Energie Füllungsgrad der Speicherseen 2017
2Global Wealth Report der Credit Suisse
3 Angaben Bundesamt für Gesundheit